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Agile Unternehmenskultur für die hybride Arbeitswelt: Die Vorteile und Methoden

In der gelebten Kultur spiegelt sich die unternehmerische Identität wider. Insbesondere für die hybride Arbeitswelt ist hier Agilität gefragt, um langfristig erfolgreich zu sein. Dieser Artikel zeigt Wege dafür auf.

Robert Mitson
Robert Mitson
Happy person in front their laptop in a remote work environment

Dass hybrides Arbeiten auch in der Zukunft eine eklatante Rolle spielen wird, ist unstrittig. Dieses Jahrzehnt begann mit drastischen Veränderungen in der Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten, kommunizieren und uns vernetzen – auf eine noch nie dagewesene Weise und in großem Umfang. 

Die Aufrechterhaltung der Unternehmenskultur war eine der größten Herausforderungen bei der Umstellung auf Remote- und Hybridarbeit. Schließlich ist die Kultur das Herzstück eines Unternehmens und nicht nur für die Produktivität, sondern auch für das Wohlbefinden sowie die Bindung der Mitarbeitenden entscheidend. 

Hybride Arbeitswelt – neuer Kontext für die Unternehmenskultur

Kultur ist komplex – und von Natur aus menschlich. Wie lässt sich also eine funktionale Unternehmenskultur umsetzen, wenn die Angestellten (zumindest in vielen Fällen) nicht mehr am selben Standort arbeiten? Und wie bewahrt man einen adäquaten Austausch, wenn sie nur teilweise ins Büro zurückkehren? 

Die Antwort liegt darin, eine Unternehmenskultur zu entwickeln, die dem Rechnung trägt: Agilität, Offenheit und Digital Leadership stehen im Fokus, um in der hybriden Ära zu bestehen. In einer modernen Unternehmenskultur geht es darum, zukunftsfähig und funktional zu agieren – die hybride Arbeitswelt liefert dafür den Kontext.

Ausblick: So gelingt eine agile Unternehmenskultur

In diesem Artikel befassen wir uns mit dem Konzept einer agilen Arbeitskultur für die hybride Arbeitswelt. Es geht konkret um Maßnahmen für Führungskräfte, um mit der Unternehmenskultur – ungeachtet äußerer Umstände – erfolgreich zu sein.

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Agile Unternehmenskultur entwickeln: Brücken bauen zur hybriden Arbeitswelt

Bevor wir also untersuchen, wie sich eine agile und hybrid-orientierte Unternehmenskultur entwickeln lässt, wollen wir erklären, was sich dahinter verbirgt. 

Zunächst verstehen wir unter einer agilen Unternehmenskultur eine solche, welche sich der voranschreitenden Digitalisierung, äußeren Dynamiken und gegebenen Veränderungen anpasst. Dazu zählt genauso eine technische Agilität – zum Beispiel bei der Implementierung einer Infrastruktur für das Homeoffice – wie auch ein agiles Mindset. Beim kulturellen Wandel innerhalb eines Unternehmens geht es unter anderem darum, flexibel, innovativ und wettbewerbsfähig sein zu können. 

 

Was ist eine Unternehmenskultur für das hybride Arbeiten? 

Eine Unternehmenskultur für hybride Arbeitsformen besteht aus einer Reihe von Werten, Praktiken und Normen, die das gemeinsame Arbeiten vor Ort und aus der Entfernung unterstützen. Die Mischung aus Mitarbeitenden, die sowohl vor Ort als auch remote beziehungsweise aus dem Homeoffice arbeiten, ist seit der COVID-19-Pandemie immer häufiger anzutreffen und entwickelte sich schnell zur vorherrschenden Arbeitsweise. Hier gibt es mehr Informationen zu hybriden Meetings sowie zum hybriden Arbeiten selbst.

 

Die Remote-Arbeit führt zu einer räumlichen Distanz zwischen den Mitarbeitenden, was aber nicht eine misslingende Kommunikation bedeuten muss.

Tatsächlich sind remote-basierte und hybride Teams in vielen Fällen sehr stark untereinander verbunden – es kommt nur auf die richtigen Instrumente an. Diese liefert eine Organisationskultur, mit der sich Mitarbeitende ortsunabhängig wohlfühlen können. 

 

Warum ist es wichtig, eine “hybride” Unternehmenskultur anzustreben?

Während remote-basierte und hybride Arbeitsformen eine physische Distanz mit sich führen, kann eine offene, digitale Unternehmenskultur diese überbrücken und ein Gefühl von Nähe herstellen.

Eine hybrid-orientierte Unternehmenskultur verbindet nicht nur Menschen miteinander, sondern schafft auch Konkurrenzfähigkeit und eine moderne Ausrichtung. Passend dazu hat eine von Harvard-Professor John Kotter durchgeführte Zehn-Jahres-Studie ergeben, dass Unternehmen mit einer gut funktionierenden Unternehmenskultur ein Umsatzwachstum von 682 %, ein Beschäftigungswachstum von 282 % und einen Anstieg des Aktienkurses um mehr als 900 % verzeichnen konnten.2 Es lohnt sich also, auf diesem Gebiet zu justieren.

Ebenso wichtig ist, dass hybride Arbeitsformen nicht verschwinden werden: Zu viele Menschen haben die Flexibilität remote-basierter und hybrider Beschäftigung zu schätzen gelernt. Daher obliegt es den Unternehmen und ihren Führungskräften, ein Umfeld zu schaffen, das dies ermöglicht. Eine “hybride” Unternehmenskultur wird von Top-Talenten erwartet und ist nicht länger nur ein "nice to have". 

 

Die Vorteile einer angepassten Unternehmenskultur

Die Vorteile sind weitreichend, sowohl für Unternehmen als auch für deren Angestellte. Zu den bereits erwähnten gehören die gesteigerte Produktivität und das Beschäftigungswachstum. Zu den weiteren wichtigen Vorzügen einer “hybriden” Unternehmenskultur zählen die folgenden: 
 

1. Verbindungen

Beziehungen am Arbeitsplatz sind unerlässlich. Laut Forbes können sich Arbeitsbeziehungen "positiv oder negativ auf das Stressniveau, die Produktivität und das allgemeine Glücksgefühl eines Mitarbeitenden auswirken".3 Daher ist eine Belegschaft, die sich stärker miteinander verbunden fühlt, glücklicher, gesünder und produktiver. Solche Mitarbeitenden bleiben dem Unternehmen nicht nur häufiger treu und leisten tendenziell bessere Arbeit, sondern leiden auch seltener an psychischen Erkrankungen aufgrund von Stress und anderen gesundheitsschädlichen Faktoren. 

 

2. Befähigung der Mitarbeitenden und Vertrauen

Die Einführung von agilem Arbeiten, im Rahmen dessen die Mitarbeitenden selbst entscheiden, wie, wann und wo sie ihren Aufgaben nachkommen, gibt diesen das Gefühl, mehr Kontrolle über ihre Arbeit und das eigene Leben zu haben. Einer der Hauptvorteile einer agilen Unternehmenskultur für die hybride Arbeitswelt ist daher das gegenseitige Vertrauen und das Gefühl des Wohlwollens, welches Mitarbeitende erhalten. Nach Angaben der Harvard University berichten Menschen in Unternehmen mit hohem Vertrauen über Folgendes: 

  • 74 % weniger Stress

  • 106 % mehr Energie bei der Arbeit

  • 50 % höhere Produktivität

  • 13 % weniger Krankheitstage

  • 76 % mehr Engagement

  • 29% mehr Zufriedenheit mit ihrem Leben 

  • 40 % weniger Burnout4 

 

3. Work-Life-Balance

Einer der bekanntesten Vorteile einer agilen Unternehmenskultur für die hybride Arbeitswelt besteht darin, dass Mitarbeitende Beruf und Privatleben besser miteinander vereinen können. Wenn Sie Ihren Mitarbeitenden zum Beispiel die Flexibilität geben, ihre Kinder zur Schule zu bringen und sie zumindest teilweise zu betreuen, wirkt sich dies unmittelbar auf deren Zufriedenheit – und somit auch auf die Arbeitsleistung – aus. Tatsächlich geben 60 % der Arbeitnehmenden an, dass ihre Work-Life-Balance in hybriden Arbeitsverhältnissen besser ist.5 Das ergibt Sinn, denn so haben die Mitarbeitenden mehr Zeit für ihre Arbeit, ihre Interessen und ihre Familien.

 

Eine agile Unternehmenskultur ist auch eine gute Möglichkeit, hochqualifizierte Kandidaten für offene Stellen zu gewinnen.

4. Diversität / größerer Talentpool 

Ein weiterer Vorteil einer digitalen, offenen Unternehmenskultur liegt in der größeren Vielfalt, die zur Verfügung steht. Mit der Adaption an den hybriden Kontext beseitigen Sie viele der geografischen Barrieren im Einstellungsprozess und erweitern im gleichen Schritt das Potenzial für Vielfalt bei den Teammitgliedern, die Sie einstellen. Dazu gehören nicht nur ethnische, sozioökonomische und geografische Aspekte, sondern auch der Zugriff auf Talente. 

 

Eine agile Unternehmenskultur entwickeln: Tipps für die hybride Arbeitswelt

Die Vorteile einer agilen Unternehmenskultur liegen auf der Hand: Für die digitalisierte und zunehmend hybrid-geprägte Arbeitswelt bildet sie einen wesentlichen Erfolgsfaktor. Wie also können Führungskräfte und ihre Organisationen eine solche Kultur etablieren? Es gibt eine Reihe von konkreten Schritten, um dieser wichtigen Aufgabe nachzukommen: 

 

1. Hinterfragen Sie Ihre eigenen Haltungen

Für Führungskräfte beginnt die Etablierung einer “hybriden” Unternehmenskultur bei sich selbst. Es geht darum, über die eigene Haltung zu hybrider Arbeit und über Vorurteile sowie Annahmen Klarheit zu gewinnen. Sich über agile Arbeitsweisen und agile Führung zu informieren und diese im eigenen Unternehmen zu implementieren, benötigt Zeit. Dabei sollte es sich hier um einen Top-down-Prozess handeln, der jede Unternehmensebene berücksichtigt.  

 

2. Erkennen Sie die Rolle von Meetings

Man kann das Thema Unternehmenskultur nicht behandeln, ohne Meetings zu berücksichtigen. Meetings stehen im Mittelpunkt der Organisationskultur im Allgemeinen, da in ihnen Unternehmenswerte – im Idealfall erfolgreich und konstruktiv – gelebt werden. Wenn es um die hybride Arbeitswelt geht, gewinnen Meetings sogar noch an Bedeutung, da Remote Leadership nur hier in Echtzeit stattfinden kann. 

Damit Ihre Meetings eine adäquate Rolle in diesem Prozess spielen können, müssen Sie sich zunächst Gedanken über Ihre Meeting-Kultur machen und dort gegebenenfalls Verbesserungen vornehmen. Schließlich lässt sich eine agile und digitale Unternehmenskultur nicht auf einem schwachen Meeting-Fundament aufbauen. 

Beim internen kulturellen Wandel sollten Sie sich darüber im Klaren sein, welche Arten von Meetings stattfinden müssen, um die von Ihnen angestrebte Unternehmenskultur zu unterstützen. Dazu gehören in der Regel auch wiederkehrende Meetings, die Ihren Mitarbeitenden als regelmäßige Anlaufstelle dienen – unabhängig von deren Standort.  

 

3. Schaffen Sie offene Kommunikationskanäle

Damit sich Ihre Mitarbeitenden in einer hybrid ausgelegten Unternehmenskultur wohlfühlen, braucht es eine einheitliche Kommunikation – gleichermaßen vor Ort und aus der Ferne. Die Verwendung von Tools wie Slack, Basecamp oder Microsoft Teams bildet eine großartige Möglichkeit, offene Kommunikationskanäle für die hybride Arbeitswelt zu schaffen. 

Doch ist informelle Kommunikation in hybriden und remote-basierten Arbeitsformen nur schwer zu verwalten und herzustellen. Catherine Mann von der Bank of England bestätigt dies: "Die virtuellen Plattformen sind viel besser als noch vor fünf Jahren. Aber das Improvisieren, die Spontanität – das lässt sich in einem virtuellen Umfeld nur schwer wiedergeben.6

Doch auch hier lassen sich Maßnahmen ergreifen, angefangen bei täglichen Check-Ins am Morgen, lustigen Fragen als Meeting-Einstieg bis hin zur Etablierung informeller Meetings und virtuellen Teambuilding-Maßnahmen. Möglichst jeder sollte das Gefühl bekommen, Teil eines Ganzen zu sein und dazu zu gehören.

 

4. Setzen Sie die richtige Technologie ein 

Einen Eckpfeiler einer modernen, agilen Unternehmenskultur bildet die Technologie. So ist es die richtige technologische Infrastruktur, welche remote-basiertes und hybrides Arbeiten erst ermöglicht. Inmitten des Chaos der Umstellung auf das Homeoffice im Jahr 2020 haben viele Unternehmen jedoch die technologischen Veränderungen überstürzt – vieles wurde ohne Rücksicht auf die Geschäftskontinuität eingeführt. 

Bevor Sie eine agile Unternehmenskultur für die hybride Arbeitswelt einführen, sollte Sie zunächst die bestehende Technologie inspizieren und die jeweiligen Zwecke der einzelnen Tools beleuchten. Übrigens: Es wird auch Aspekte Ihrer Arbeitsabläufe geben, die nicht durch geeignete Tools unterstützt werden. 

Meetings sind entscheidend in dieser Hinsicht: Viele Unternehmen denken, dass sie allein mit Teams oder Slack und Google Docs ihre Meetings im Griff haben. Das ist ein Irrtum. Als eine der wichtigsten Komponenten der Unternehmenskultur sollten Meetings – hinsichtlich der technologischen Unterstützung – gründlich und bewusst bedacht werden. 

Studie: Führungskräfte wünschen sich konkrete Unterstützung

Was dort genau wichtig ist, zeigt eine YouGov-Studie im Auftrag von Sherpany, an der 525 deutsche Führungskräfte teilnahmen. Unter anderem stellten wir die Frage, in welchen Belangen eine Software-Lösung in der hybriden Arbeitswelt unterstützen kann (mehrere Nennungen waren möglich).

47 % der Befragten gaben an, dass sie sich ein Dokumenten-Management über alle Geräte hinweg wünschen. Jeweils 34 % wünschten sich einen Präsentier-Modus beziehungsweise ein intelligentes Protokoll für Meetings. 33 % sahen Aufgaben-Zuweisungen mit Fortschrittsanzeigen als eine wichtige Funktion an, wobei 32 % für persönliche Notizen – über alle Geräte hinweg – stimmten. Ferner votierten 31 % für Abstimmungen mit grafisch dargestellten Ergebnissen und immerhin noch 28 % für die Kollaboration und Kommentare – also Diskussionen zu Agendapunkten und entsprechendes Feedback.

Dies zeigt deutlich, dass es in der hybriden Arbeitswelt nicht um bloße Plattformen für Videokonferenzen, sondern um die Optimierung der Arbeit geht. Somit sollte eine Software-Lösung aktiv zu einer Erhöhung der Produktivität beitragen, anstatt nur die nötige Infrastruktur für Meetings bereitzustellen. Mehr dazu hier

5. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran

Wie bei den meisten organisatorischen Veränderungen ist es auch bei der Entwicklung einer agilen Unternehmenskultur entscheidend, dass Sie mit gutem Beispiel vorangehen. Sie sollten vorleben, wie wichtig die Veränderung ist. Dazu könnte gehören, dass Sie selbst in erster Linie hybrid arbeiten und sich – für den internen Zusammenhalt – bei Online-Meetings vermehrt einwählen. 

Darüber hinaus bietet eine klare Kommunikation des Wandels Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu klären, wie sie die neue Arbeitsweise verstehen. 

 

Agile Unternehmenskultur: Die Malerin für die hybride Arbeitswelt

Es lässt sich absehen, dass die unternehmerische Zukunft in der hybriden Arbeitsweise liegt. Deshalb sollte es oben auf der Agenda stehen, eine entsprechend agile Unternehmenskultur zu entwickeln. 

Wenn "hybrid" ein Bild der Zukunft ist, dann bildet eine einschlägige Unternehmenskultur die Farbpalette, mit der es gemalt wird. In diesem Gemälde stehen Meetings ganz klar im Vordergrund. Führungskräfte müssen als Maler nicht nur die Notwendigkeit einer Unternehmenskultur für den hybriden Kontext erkennen, sondern sie auch richtig gestalten. 

Mit einer Reihe von Maßnahmen können Führungskräfte ihre Staffelei aufstellen und ein Meisterwerk malen – es braucht nur die richtige Perspektive. 

Möchten Sie mehr über agile Führung lesen?
  1. Agile Unternehmenskultur – was steckt dahinter?, Katharina Schache, CC Ecosystems, 2020.

  2. “Corporate Culture and Performance”, J. P. Kotten and J. L. Heskett, Simon & Schuster, 2008. 

  3. 5 Reasons Social Connections Can Enhance Your Employee Wellness Program”, A. Kohll, Forbes, 2021. 

  4. Good leadership? It all starts with trust”, A. Lewis, Harvard Business School, 2021. 

  5. Hybrid working, what does this mean for businesses in 2022?”, I. Nicholas, TheHRDirector, 2021. 

  6. Is working from home harming women’s careers?, Kayleigh Bateman, World Economic Forum, 2021.


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Robert Mitson
Robert Mitson
Über den Autor
Roberts Leidenschaft ist es, wertvolle Inhalte zu kreieren. Als English Content Specialist hilft er Führungskräften aus ganz Europa zu verstehen, wie jede ihrer Sitzungen zählt.