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Systemisches Denken: Führung mit einem maximalen Überblick

Wer systemisch denkt, kann – in einer immer komplexer werdenden Business-Welt – den Überblick bewahren. In der Führung hilft dies zum Beispiel, um Problemen auf den Grund zu gehen und langfristige Erfolge anzuvisieren.

Tobias Kortas
Tobias Kortas
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Wer Probleme lösen möchte, denkt oft analytisch und logisch – und verkennt damit häufig ihre Komplexität. Der Gleichung, x zu ändern und damit y zu beeinflussen, liegt in vielen Fällen ein stark vereinfachtes Modell zu Grunde. Schließlich gibt es zumeist eine Reihe von Faktoren, die Einfluss nehmen. Zu sehr in Einzelheiten verstrickt, fällt eine gute Einschätzung schwer.

Wenn sprichwörtlich der Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen ist, muss man die eigene Perspektive wechseln. Ein Blick von oben offenbart, wie die Lage wirklich aussieht: Der Wald als Ganzes ist entscheidend und nicht die Weise, wie zwei Bäume zueinander stehen. Systemisches Denken soll genau dorthin führen: Im Gegensatz zum engstirnigen Denken geht es hier um das Wesentliche. Denn in den meisten Fällen sind die Details gar nicht so entscheidend wie die großen Zusammenhänge.

 

Systemisches Denken hilft Führungskräften

Was hat das Ganze nun mit Führung zu tun? Nun, Führungskräfte profitieren von systemischem Denken, um das Verhalten ihrer Mitarbeitenden besser einschätzen zu können, Dynamiken in Teams zu verstehen und im Allgemeinen Situationen treffend einschätzen zu können.

Dieser Artikel bietet Übersicht, Hilfe und Tipps, indem er Folgendes thematisiert:

  • Was genau ist systemisches Denken?

  • Welche Bedeutung hat es in der Führung?

  • Wie lässt sich in der Praxis am besten systemisch denken und handeln?

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Systemisches Denken und Handeln: Das verbirgt sich dahinter

Das Wesentliche zuerst: Wer sich systemisch orientiert, hat beim Denken und Handeln die größeren Zusammenhänge im Blick. Anstatt sich zu sehr in Details zu verlieren, steht hier ein System als Ganzes im Vordergrund.

Systemisches Denken

Ein Beispiel für systemisches Denken 

Ein ganz typisches Beispiel bilden Ökosysteme: Alle Tiere und Pflanzen sind in einer bestimmten Form voneinander abhängig – sie interagieren miteinander. Linear gedacht, lässt sich nun eine bestimmte Tierart aus dem System herausnehmen, um eine andere zu schützen. Aber eventuell ermöglicht diese erst das Überleben anderer schützenswerter Arten. In diesem Fall ist eine Art gerettet, aber weitaus mehr Lebewesen könnten dadurch plötzlich bedroht sein. Wer dagegen systemisch denkt, erkennt die gegenseitigen Wechselwirkungen – und schützt das Ökosystem als Ganzes.
 

Systemisches Denken fokussiert sich auf Entwicklungen

Doch systemisches Denken hat auch eine zeitliche Dimension. Denn anstatt nur den Status quo im Sinn zu haben, liegt dort der Fokus auf Entwicklungen. Es kann entscheidend dabei helfen, hoch komplexe Dynamiken besser zu verstehen:

  • Welche Widerstände stehen Umstrukturierungen entgegen?

  • Warum ist eine Abteilung generell zufriedener als eine andere? 

  • Wie genau hat sich eine bestimmte Krise entwickelt?

  • Warum funktioniert ein Produkt auf einem Markt schlechter als auf einem anderen?

  • Lohnt es sich, mehr in das Upskilling Mitarbeitender zu investieren?

 

 

Systemisches Denken in der Führung

Fest steht: Agile Führung und agile Arbeitsweisen bilden in der modernen Business-Welt wichtige Erfolgsfaktoren. Was bedeutet dies im Bezug auf systemisches Denken? Zunächst löst sich eine Führungskraft hier von starren Mustern: Sie bezieht unterschiedliche Komponenten ein, hat das Team oder Unternehmen als Ganzes im Blick und zielt auf Entwicklungen ab. 

 

Führung ist keine mathematische Gleichung

Ein Vergleich mit der Mathematik zeigt exemplarisch, was systemisches Denken bedeutet: Der Satz des Pythagoras ist die wohl berühmteste Formel: a2 + b2 = c2

Er beschreibt die Mathematik in ihrer Logik und Linearität.

Doch bei der Führung geht es um Menschen – und die handeln nicht nur nach logischen Parametern. Auch interagieren hier zahlreiche verschiedene Faktoren miteinander. Eine Formel, um dies abzubilden, wäre derart komplex, dass sie unmöglich ganzheitlich zu erfassen ist.

Es bleibt also nur eines übrig: der Blick von oben – systemisches Denken.

Die Vorteile systemischen Denkens

Eine übergeordnete Sicht, Weitblick, ein Fokus auf Entwicklungen: Das ist systemisches Denken “in a nutshell”. Dies alles sind wichtige Eigenschaften einer Führungskraft. Vor allem in der VUKA-Welt bildet systemisches Denken ein Erfolgsrezept.

Hier die zentralen Vorteile im Überblick:

  • Projekte lassen sich ganzheitlich bewerten, so dass individuell sinnvolle Urteile entstehen können.

  • Team-Dynamiken sind besser zu erkennen, so dass Führung wirkungsvoller wird. 

  • Auf individueller Ebene lässt sich Verhalten besser verstehen, so dass Mitarbeitende das passende Umfeld erhalten können.

  • Indem Zusammenhänge deutlich erscheinen, lassen sich zukunftsorientierte Lösungen erarbeiten. 

  • Durch einen ganzheitlichen Blick fällt es leichter, strategische Unternehmensziele langfristig zu verfolgen.

Somit bergen systemisches Denken und entsprechendes Handeln insbesondere beim Change-Management viele Vorzüge. Doch der Nutzen kommt auch im Daily Business klar zum Vorschein.

 

Tipps für systemisches Denken und Handeln

Systemische Ansätze kommen unter anderem in der Unternehmensberatung, in der Pädagogik und in der Psychologie zum Einsatz. Dabei definiert jede Gruppe dieses Vorgehen etwas unterschiedlich.

Unabhängig davon, lassen sich systemisches Denken und Handeln auch gut in den Alltag von Führungskräften integrieren. Hier einige Tipps dafür: 

  1. Verschiedene Perspektiven einnehmen und offen für Möglichkeiten sein, die außerhalb des eigenen Erfahrungshorizonts liegen.

  2. Das Verhalten Mitarbeitender abhängig vom Kontext beurteilen. Auf individuelle, situative und soziale Bedingungen achten.

  3. Neugierig sein und versuchen, Wahrgenommenes in ein größeres Schema einzuordnen. Womöglich ist ein Problem die Folge oder Bestandteil einer anderen Schwierigkeit.

  4. Entwicklungen im Blick haben. Wenn zum Beispiel etwas nicht funktioniert, kann dies auch an einer Adaptionsphase oder temporären Strukturen und Umfeldern liegen.

  5. Sich bewusst sein, dass sich alles ändern kann und sich Wahrnehmungen unterscheiden (Kontingenz). 

 

Systemisches Denken in der Praxis: Agilität im Fokus

Systemisches Denken steht für Flexibilität sowie Eigenverantwortlichkeit: Es ermöglicht mehr Agilität im Business. Insbesondere bei einer hohen Komplexität und vielen Veränderungen kann es den Weg zu kreativen sowie langfristig erfolgversprechenden Lösungen weisen.  

Im Folgenden ein kurzes Beispiel:

Beispiel: Die Einführung von Remote Leadership

Laut einer von Sherpany in Auftrag gegebenen YouGov-Studie (im Mai 2022) – hier mehr dazu – fühlen sich Führungskräfte tendenziell gut auf die Mitarbeiterführung im hybriden Arbeitsumfeld vorbereitet. Auf einer Skala von 1 bis 10 sind 36 % der 525 Befragten im oberen Bereich (8 - 10) und nur 9 % sind wenig zuversichtlich (1 - 3). Dies zeigt, dass Remote Leadership – die Führung aus der Distanz – ein Fokusthema sein sollte.

Wer damit dauerhaft erfolgreich sein möchte, sollte systemisch denken. Für eine solche Änderung braucht es einen hohen Überblick sowie eine mittel- bis langfristige Planung:

  • Wie lässt sich der Teamgeist aufbauen / aufrechterhalten?

  • Wie lässt sich eine gute Produktivität sicherstellen?

  • Welche Technologie benötige ich bzw. benötigt mein Team?

  • Wie lässt sich zwischen Präsenz und Distanz am besten jonglieren?

  • Welche spezifischen Bedürfnisse hat mein Team?

Systemisches Denken hilft hier dabei, den Gesamtzusammenhang zu erkennen und zukunftsorientiert Veränderungen herbeizuführen.

Nun gibt es – über dieses Beispiel hinaus – viele Bereiche, in denen sich systemisches Denken sehr bezahlt machen kann. Dazu gehören die Einführung neuer Softwares wie Meeting-Lösungen, die gezielte Verbesserung der Organisationskultur oder die Einstellung auf neue Teamstrukturen. 


 

Fazit: Denken und Handeln mit System

Systemisches Denken bringt den wesentlichen Vorteil mit, den Überblick zu bewahren und Gesamtzusammenhänge zu erkennen. Insbesondere bei einer steigenden Komplexität in der Business-Welt bildet es eine probate Strategie, um zum Beispiel Probleme zu lösen. Denn oft reichen logische, aber – notwendigerweise – vereinfachte Modelle nicht aus.

In der Führung nehmen systemisches Denken und entsprechendes Handeln berechtigterweise eine hohe Stellung ein. Dies zeigen unter anderem zahlreiche Coaching- und Beratungsangebote in diesem Bereich. Es eignet sich perfekt für eine agile Transformation, ist aber auch im beruflichen Alltag nicht zu vernachlässigen.

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Tobias Kortas
Tobias Kortas
Über den Autor
Tobias ist ein erfahrener Texter, der gerne wertvolle Inhalte erstellt. Durch seinen journalistischen Hintergrund hat er einen tiefen Fokus auf Themengebiete wie Meeting Management, digitale Transformation und agile Führung.