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Kundenmeetings im Metaverse

Björn Radde ist Vice President Digital Experience bei T-Systems International und Autor des Buches Growth Hacking LinkedIn. Er spricht über die Digitalisierung, seine Rolle als Führungskraft und über Personal Branding.

Björn Radde
Podcast “The Agenda”

“The Agenda” von Sherpany geht auf die Herausforderungen von Führungskräften ein und beschreibt den Weg von der Problemstellung bis hin zur Entscheidung. In dieser einzigartigen Podcast-Reihe mit Podcast-Moderator Ingo Notthoff zeigen sich Führungskräfte und Expert:innen von ihrer offenen Seite. #LeadingTogether

In dieser Podcast-Folge hören Sie:

Björn Radde ist Vice President Digital Experience bei T-Systems International und Autor des Buches Growth Hacking LinkedIn. Bevor er zu T-Systems kam, war er Director of Digital Experience bei Sabre und Vice President of Digital Marketing bei Trust International. Zuvor war er Director of Digital Marketing & E-Commerce bei Okanda, einem Internet-Startup im Meeting-Bereich, und Head of E-Commerce bei der Steigenberger Hotel Group. 

Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Online-Marketing und E-Commerce arbeitete er bei der T-Online International AG und später bei der Deutschen Telekom AG im Bereich Products & Innovation. Er selbst beschreibt sich als E-Commerce-begeisterten Digital Native mit kundenzentrierter Perspektive für mehr Umsatz und operative Leistung. Doch zudem ist Björn Radde noch etwas ganz anderes: Björn Radde. Jenseits seines Brotjobs hat er eine angesehene Reputation als Digital Marketing Experte aufgebaut. Seine Personal Brand performt und allein auf LinkedIn folgen ihm über 20 000 Menschen, die seinen hochwertigen Content schätzen.

Mit Podcast-Host Ingo Notthoff spricht er über die Digitalisierung von Unternehmen in Deutschland, seine Rolle als Führungskraft und die Motivation von Mitarbeitenden. Er selbst ist sehr aktiv auf LinkedIn und erzählt über seine Motivation, als Personal Brand fast täglich Content zu produzieren. Zudem spricht er über Meetings und aktuelle digitale Trends.

  • Was bedeutet Digital Experience Management im B2B-Bereich?
  • Was macht eine gute Führungskraft aus?
  • Wie hat sich der Führungsstil über die Jahre weiterentwickelt?
  • Was motiviert, täglich sichtbar zu sein – selbst am Wochenende?
  • Welche digitalen Trends müssen Unternehmen im Blick behalten?

 

Kundenbindung im digitalen Zeitalter: Metaverse-Meetings als Erfolgsfaktor

Man sagt, deutsche Unternehmen laufen der Digitalisierung hinterher. Wie siehst du das?

"Wir sind eigentlich seit Jahrzehnten in der Digitalisierung. Du kennst es sicherlich auch: Du hattest den ersten Kassettenrekorder, dann einen Discman, dann einen MP3-Player. Es hat sich immer alles mehr digitalisiert und jetzt streamst du Musik. [...] Und so ist es für mich in der Digitalisierung in Summe. Wir sind seit Jahrzehnten in der Digitalisierung und es wird nicht aufhören. Also ja, jedes Unternehmen hinkt hinterher, weil es nicht aufhören wird. Wir werden uns mit der Digitalisierung noch Jahrhunderte beschäftigen.

Sicherlich geht einiges besser, insbesondere im öffentlichen Bereich wünsche ich mir mehr Digitalisierung in Deutschland im Vergleich zum Ausland. Aber ich würde nicht sagen, deutsche Unternehmen sind per se hinterher, sondern es gibt in jedem Land Unternehmen, die mehr machen müssen. In Deutschland vielleicht die öffentliche Hand, da könnte mehr passieren. Aber es wird hier ganz oft nach drüben über den Teich geschaut, ins Silicon Valley und Co. Und oft wird dann gesagt, mein Gott, die Amerikaner, auch Korea oder wenn man nach Israel schaut, zum Beispiel, die sind viel viel weiter, was das Thema Digitalisierung und Start-ups angeht. [...]

Diese Unternehmen haben halt einen, ich würde jetzt nicht sagen Vorteil, aber einen Faktor: dass sie bei dem Thema Datenschutz etwas lockerer sind. Es ist für mich, wie gesagt, kein Vorteil, weil ich glaube, Datenschutz ist eine Sache, die in Europa und in Deutschland besonders hochgehoben wird und die ich auch wichtig und richtig finde. So sollte es auch sein. Wir müssen versuchen, dass wir das Beste machen mit dem Datenschutz und damit Vorreiter für die Welt sind. [...] In Summe denke ich, dass wir in Europa gut aufgestellt sind.

Was macht eine gute Führungskraft, einen guten Leader aus?

Für mich ist es, vorauszugehen, für das, für was man einsteht und das selbst zu können. Also ich weiß, wenn ich von meinem Team etwas verlange, was dahinter steckt, weil ich selber diese ganzen Schritte durchgegangen bin. Ich weiß, wie lange es dauert, eine Webseite zu erstellen, weil ich selber Webseiten erstellt habe und das mache ich auch heute noch so. [...] Auch mit der AI, wenn ich sage, nutzt AI im Team, weil ich es vorher selber ausprobiert habe. Ich glaube, das macht schon auch eine Führungskraft aus. Dass ich nicht etwas verlange vom Team, was nicht möglich ist. Und ich sage, ich habe es selbst gemacht, ich weiß, es geht. Und ich kann euch helfen, das umzusetzen. [...]

Mit Ideen vorausgehen, hinter dem Team zu stehen, das Team auf einer Seite ein bisschen anzuschubsen, in die richtige Richtung zu gehen. Aber auch wenn Gegenwind kommt, dann wieder vor dem Team zu stehen, diesen Gegenwind abzufangen und auch mich eher als Teil des Teams zu sehen, als derjenige, der oben drüber sitzt, das sowieso nicht. Also wenn, dann geht man eher voran, aber man sitzt nicht oben drüber, das ist nicht mein Führungsverständnis.

Wie motivierst du deine Leute, immer am Ball zu bleiben?

Ich hoffe, dass ich einfach so viel Leidenschaft vermittle, dass sie merken: Ja, wenn Björn so viel Leidenschaft hat, dann probier ich es doch mal aus. Zum einen, zum anderen haben wir regelmäßige All-in-Calls. Ich versuche in diesen Calls so fünf bis zehn Minuten über Trends zu reden. Was ist gerade aktuell am Markt?

Letztens hatte ich erzählt - nicht über Augmented Reality, es war eher so eine Fake Reality, also eine Manipulated Reality - über eine manipulierte Realität also. [...] Ein Taschenhersteller hatte auf einmal statt Straßenbahn fahrende Taschen durch Paris geschickt. Solche Ideen mit einzubringen und einfach dadurch zu motivieren, sich mit neuen Themen auseinanderzusetzen, indem man es zeigt, wie es aussehen könnte und wie es funktioniert. Die Motivation kommt, glaube ich, eher durchs Vorleben und darüber erzählen."

 

Unternehmen müssen sich mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen: Zum einen ist es natürlich eine Erleichterung für sie selbst. Der andere Aspekt ist: Wenn sie es nicht tun, macht es die Konkurrenz. Das heißt, sie werden abgehängt.


Wie hat sich dein Führungsstil in den letzten Jahren weiterentwickelt? 

"Wenn man älter wird, wächst man einfach durch die Erfahrung. Das klingt jetzt so banal. Jeder Vater sagt das zu seinem Kind: Wenn du älter wirst, wirst du wissen, was ich meine. Und so ist das auch. Dadurch, dass man immer mehr Erfahrung bekommt, kann man auch mehr weitergeben. Und das habe ich in den letzten Jahren gemerkt, dass ich einfach gerne Wissen weitergebe und auch meine Erfahrung weitergebe.

Meine Führung hat sich, glaube ich, dahingehend geändert, dass ich, wenn ich Mitarbeitergespräche habe [...] dass ich sage: Pass auf, ich hätte es so und so gemacht und ich würde es so und so machen, aber die Entscheidung liegt bei dir. Ich versuche immer das Intrinsische zu wecken in der Person. Ich glaube früher habe ich eher gesagt, so wird es gemacht, und heute sage ich eher, wie würdest du es machen und zeig doch mal deine Ideen und ich lasse die Leute oder die Mitarbeiter eher kommen."

 

Wie nutzt du Meetings als Führungsinstrument?

"Ich nutze Meetings für One-to-ones, weil ich denke, die Zeit muss sein, dass man eine Eins-zu-Eins-Rücksprache mit den Mitarbeitern hat. Da mein Team verstreut ist, haben wir ganz selten tatsächlich ein physisches Meeting zusammen. [...] Ich nutze es weniger, wenn wir Dinge zu besprechen haben oder zur Eskalation. [...] Ich habe zudem gemerkt, dass es im Marketing eher schwer ist, die Daily-Stand-ups zu machen. Ich arbeite montags an der Kampagne, ich arbeite am Dienstag immer noch an der Kampagne."

 

Was motiviert dich, jeden Tag auf LinkedIn sichtbar zu sein, selbst am Wochenende?

"Es bringt Spaß. Der Spaß und die Leidenschaft sind es, die mich motivieren, das zu tun und auch dieses Weitergeben, einfach Wissen weiterzugeben und zu sagen: Hey, ich glaube, ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt, ich teile jetzt einfach dieses Wissen und diskutiere gerne mit anderen darüber. Das motiviert mich. Und es ist ja nicht so, dass ich jeden Tag auf LinkedIn bin und poste. Ich kreiere meinen Content am Wochenende. Das ist quasi mein Hobby, dass ich am Wochenende sitze, meistens sonntags, und habe so ein, zwei Stunden und überlege mir, was ist denn gerade relevant, was habe ich denn gelesen in letzter Zeit und versuche das zu kuratieren. Und dann plane ich den Content für die ganze Woche.

Das heißt, ich weiß genau, was Montag, Dienstag, Mittwoch kommt, weil ich das am Wochenende einplane. In der Woche muss ich mich nur noch darum kümmern, dass ich mit den Kommentaren auf meinen Post interagiere und in die Diskussion gehe. Ich muss nicht überlegen, was poste ich denn heute, weil ich glaube, das würde ich nicht schaffen in meinem Job.

Aber diese halbe Stunde morgens, die nehme ich mir dann. So ein bisschen wie Zähne putzen, ich putze auch jeden Tag die Zähne, so mache ich das dann jeden Morgen, gehe auf LinkedIn, gucke, was mein Post so macht. Aber die Motivation ist einfach purer Spaß, andere spielen Fußball, ich bin gerne auf LinkedIn."

 

Welche digitalen Trends siehst du momentan, die Unternehmen im Blick behalten und sich damit beschäftigen müssen?

"Ich denke, das sind die offensichtlichen. Dass sie sich mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen müssen, steht, glaube ich, außer Frage. Aus mehreren Aspekten: Zum einen ist es natürlich eine Erleichterung für sie selbst, für die Unternehmen. Der andere ist: Wenn sie es nicht tun, macht es die Konkurrenz. Das heißt, sie werden abgehängt. Und wenn sie es falsch tun, kann es auch böse Folgen haben [...] Sie müssen sich damit definitiv auseinandersetzen.

Das nächste, an dem ich immer noch festhalte, ist Metaverse, also Virtual Reality, insbesondere im B2B-Bereich. Bei T-Systems halten wir unsere Kundenmeetings teilweise im Metaverse ab und arbeiten gemeinsam an Lösungen. Wir haben dort dann künstliche Roboter stehen oder eine künstliche Supply Chain aufgebaut und können darin sehr gut erklären.

Also ich glaube, im B2B-Bereich wird das nicht mehr weggehen. Das ist schon Standard. Ob es sich im B2C-Bereich stark durchsetzt, weiß ich noch nicht. Vor ein, eineinhalb Jahren habe ich gesagt, ja, momentan ist es wahrscheinlich eher so ein Nice-to-have für einige Unternehmen. Aber im B2B-Bereich ist Metaverse oder Virtual Reality definitiv eine Technologie, mit der sich Unternehmen auseinandersetzen müssen und sollten.

Und im B2C-Bereich ist es immer noch Social Media, das dann auch auf uns zukommt, mit Virtual Influencern, mit KI-generierten Influencern. Wie gehen Unternehmen damit um? Wie können sie das für sich nutzen?"

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Björn Radde
Über den Autor
Björn Radde ist Vice President of Digital Experience bei T-Systems International. Zuvor war er unter anderem als Director of Digital Experience bei Sabre und Vice President of Digital Marketing bei Trust International tätig. Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Online-Marketing und E-Commerce arbeitete er bei der T-Online International AG und später bei der Deutschen Telekom AG.